Alexander Drewitz und Mirjam Ullrich (beide Bildmitte) führten zusammen mit ihren ghanaischen Kollegen zahlreiche kostenfreie Operationen durch. - Bildquelle: Mirjam Ullrich
Ghana/Landkreis Landshut - pm (1111.2024) Während der Operation an der Gebärmutter einer Patientin fällt plötzlich der Strom aus. Trotzdem bleiben alle Beteiligten ruhig. Eine Situation, die in deutschen Krankenhäusern wohl zu Hysterie und Panik führen würde, entlockt den Fachkräften in Ghana nur ein müdes Lächeln.
Einen kurzen Fußmarsch zum Sicherungskasten später kann die Operation ohnehin fortgesetzt werden. Erfahrungen wie diese bleiben Alexander Drewitz, leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Landshut-Achdorf, und Assistenzärztin Mirjam Ullrich sicherlich für viele Jahre in Erinnerung und stehen sinnbildlich für die engagierte Arbeit, die das ghanaische Fachpersonal trotz fehlender Infrastruktur und technischer Hilfsmittel leistet.
„Auch einfache Methoden können ausreichen. Wenige Geräte bedeuten nicht automatisch schlechtere Medizin“, fasst Drewitz, der zum ersten Mal in Ghana seine medizinische Expertise anbot, seine Learnings aus der zweiwöchigen Reise zusammen. Schließlich führt die unzureichende medizinische Ausstattung automatisch zur Improvisation: Eine Erfahrung, die auch den an höchste medizinische Standards gewöhnten deutschen Ärzten im Umgang mit unerwarteten Begebenheiten helfen kann.
Zudem führt die Anwesenheit und die damit verbundene Weitergabe von Fachwissen auch in Ghana zu einer langsamen, aber stetigen Entwicklung, wie Ullrich aus der Beobachtung von nun drei Besuchen in Westafrika berichten kann: „Vor allem auf dem Land verbessern sich die anfangs katastrophalen hygienischen Standards langsam, auch wenn das zunächst nur heißt, dass keine OP-Tische mehr in den Gängen platziert werden.“
Das Konzept der Hilfeleistungen in Ghana, welches von der Organisation United Service to Africa (USTA) ins Leben gerufen wurde, umfasst jedoch auch die Verbesserung der technischen Ausstattung vor Ort inklusive der entsprechenden Anleitung und Einführung durch die teilnehmenden Ärzte und Pflegekräfte aus Europa und Nordamerika. „Die Fachkräfte in Ghana sind sehr motiviert, zu lernen und setzen alle Hilfestellungen um. Bereits ein geringer Aufwand kann dort vieles bewirken“, erörtert Mirjam Ullrich, Assistenzärztin an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, ihren persönlichen Anreiz zur nun bereits mehrmaligen Reise nach Westafrika.
Doch endet das Engagement der teilnehmenden Kräfte aus dem Krankenhaus Landshut-Achdorf mitnichten mit der Rückkehr in heimische Gefilde: Vielmehr organisieren die Beteiligten einen Gegenbesuch. So werden ghanaische Kollegen im kommenden Frühjahr/Sommer erstmalig eine Hospitation in Niederbayern durchführen, die sowohl den Ärzten als auch den Pflegekräften eine Verbesserung der Kenntnisse in den Bereichen Hygiene, Ultraschall oder Laparoskopie bieten soll. In diesem Rahmen werden ferner Geld- und Sachspenden gesammelt, die den Versorgungseinrichtungen in Ghana zugutekommen.
Insbesondere fehlt es den Krankenhäusern an entsprechenden OP-Instrumenten und medizinischen Geräten. Definitiv jedoch werden auch im nächsten Jahr wieder motivierte Ärzte und Pflegekräfte des Krankenhauses Landshut-Achdorf den Weg an den Golf von Guinea finden, um dort wie 2024 Alexander Drewitz, Mirjam Ullrich, sowie Pflegefachkraft Angistar Mukasi von der Station 2B des Krankenhauses Landshut-Achdorf kostenlose medizinische Versorgung anzubieten. Organisiert wird der Einsatz dabei von USTA, einer US-amerikanischen NGO, die die Verteilung auf die verschiedenen Häuser übernimmt und den Transport und die Unterkünfte für das Personal beschafft. Einzig um die An- und Abreise, sowie den Erhalt eines Visums, müssen sich teilnehmende Fachkräfte eigenständig kümmern.