
Heinrich Bedford-Strohm und MdL Ruth Müller beim Kirchweihsonntag der SPD Pfeffenhausen - Foto: Karin Hagendorn
Pfeffenhausen – pm (23.10.2025) Passend zur internationalen und nationalen politischen Weltlage lautete das Motto des Kirchweihsonntags der Landkreis-SPD „Frieden braucht Mut“. Erst vor wenigen Tagen aus Afrika zurückgekehrt war Ehrengast Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Im Talk mit der SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller machte der Vorsitzende des Weltkirchenrats deutlich:
Frieden ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe – an 365 Tagen im Jahr, für jede und jeden und über Grenzen hinweg. Die Verantwortlichen in Politik und Kirche seien hier besonders als Vorbilder gefragt, in einer zerrissenen Welt Orientierung zu geben und menschliche Werte vorzuleben.
„Kaum jemand hätte besser zu diesem Thema gepasst als Dr. Heinrich Bedford-Strohm“, begrüßte Neufahrns Bürgermeister Peter Forstner den Altbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Für die Marktgemeinde Pfeffenhausen freute sich Marktgemeinderat Michael Wensauer, dass Bedford-Strohm wieder einmal zu Besuch sei. Die Erinnerung an den Europatag 2019 sei noch lebendig – und so wurde er passenderweise mit der Europahymne durch die Pfeffenhausener Blasmusik unter Leitung von Kerry Choitz begrüßt.
Stellvertretender Landrat Sebastian Hutzenthaler erinnerte in seinem Grußwort an die besondere Bedeutung der Ehrenamtlichen in den Kommunen, die für Zusammenhalt und die Organisation eines friedlichen Zusammenlebens sorgen würden.
Von Ruanda nach Pfeffenhausen: Mauern überwinden und Hoffnung leben
Gerade erst von einer mehrwöchigen Reise aus Ruanda und dem Kongo zurückgekehrt – und schon fast wieder auf gepackten Koffern für die Weltkonferenz in Ägypten, begann Bedford-Strohm seinen Besuch in Pfeffenhausen mit eindrücklichen Worten: „Nur die Hoffnung auf Vergebung kann die Zukunft eines Landes sichern. Man muss Mauern überwinden, um wieder Empathie zu erleben.“
Ruth Müller knüpfte daran an und erinnerte an die deutsche Geschichte: „Auch wir haben Mauern überwunden – 1989. Wir haben mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass die Menschen mit Kerzen und Gebeten kommen würden. Die Kirchen haben damals eine entscheidende Rolle gespielt.“ Bedford-Strohm bestätigte: „Gerade deshalb ist Kirche als Institution wichtig. Sie erreicht Menschen auf anderen Ebenen, schafft Verbindungen jenseits der Politik – und das ohne Schuldzuweisungen.“
„Frieden ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe“
Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass Frieden für Bedford-Strohm kein abstraktes Ziel, sondern tägliche Arbeit ist: „Frieden ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe“, betonte er mehrfach – ein Satz, der den Nachmittag prägte.
Er warnte davor, dass Politiker Ängste schüren oder Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausspielen: „Frieden gelingt nicht, wenn Arme gegen Reiche ausgespielt werden oder Geflüchtete zu Sündenböcken gemacht werden.“
Klimaschutz als Beitrag zur Gerechtigkeit
„Frieden ist auch abhängig von Lebensumständen“, betonte Ruth Müller. Klimaschutz bedeute immer auch weltweite Gerechtigkeit im Hinblick auf Gesundheit, den Zugang zu Wasser und Ernährung. Bedford-Strohm ergänzte: „Die Welt sitzt mit uns als Kirche an einem gemeinsamen Tisch“. Er erzählte vom Schicksal der Fidschi-Inseln, deren Bevölkerung durch den steigenden Meeresspiegel ihre Heimat verliert: „Australien bietet ihnen Asyl an – das zeigt, dass Klimaschutz längst eine Frage des Überlebens ist. Wir müssen uns fragen: Ist unser Wunsch nach noch mehr Wohlstand gerechtfertigt, wenn das auf Kosten des Lebens anderer geschieht?“
Ein Blick nach Amerika
Wie politische Debatten im Hause Bedford-Strohm verlaufen, wollte Müller ebenfalls wissen – schließlich ist seine Frau Amerikanerin, er selbst hat in den USA gelehrt und gelebt, und sein Sohn lebt derzeit in einem eher republikanischen Umfeld. „Dort erlebe ich die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität sehr deutlich. Wirtschaftliche Interessen, die schnelle Lösungen versprechen, ziehen – ebenso wie das Bedürfnis nach klaren moralischen Positionen, etwa beim Thema Abtreibung.“ Er warnte davor, Politik mit Angst zu machen und einfache Antworten auf komplexe Fragen zu geben.
Ein Tiny House, ein Esel und die Freiheit des Einfachen
„War es schwer, den Bischofssitz in München aufzugeben und sich im Tiny House in Mecklenburg-Vorpommern auf 25 Quadratmetern neu einzurichten?“, wollte Müller wissen. Bedford-Strohm lachte: „Man braucht weniger zum Leben, als man glaubt. Die Trennung von meinen Büchern war schwer – aber jetzt lebe ich leichter.“ Mit einem Augenzwinkern erzählte er weiter: „Rund um uns sind viele Tiere: Moni, das Hängebauchschwein, Heidi das Schaf, dazu Gänse, Hühner und ein Esel. Das ist Frieden auf kleinem Raum.“
Kirche, Demokratie und Mut
Im letzten Teil des Gesprächs ging es um das Erstarken populistischer Kräfte. Ruth Müller fragte, wie Demokratie gestärkt werden könne, wenn Misstrauen und Spaltung zunehmen und berichtete über menschenverachtende Äußerungen, mit denen sie oft in ihrer Arbeit im Bayerischen Landtag konfrontiert werde. Bedford-Strohm antwortete: „Kirche kann Vertrauen schaffen – durch Begegnung, Zuhören und Respekt. Demokratie braucht Mut – und Menschen, die sich einmischen.“ Müller ergänzte: „Frieden beginnt nicht nur zwischen Staaten, sondern auch im Miteinander von Menschen. Mut heißt, Brücken zu bauen, wo andere Mauern errichten.“
Ein Kirchweihsonntag mit Haltung und Herz
Musikalisch umrahmt wurde der Nachmittag von der Pfeffenhausener Blasmusik, und Rosmarie Schmid sorgte traditionell für die Kirchweih-Kiacherl.
Zum Abschluss dankten Sibylle Entwistle, Bürgermeisterin aus Vilsbiburg, und Thomas Niederreiter, Vorsitzender der SPD Pfeffenhausen: „Es war ein besonderes Erlebnis, Heinrich Bedford-Strohm zuzuhören – wie er die Komplexität der Welt erklären kann. Unsere Aufgabe ist es, dort, wo wir Verantwortung tragen, für Frieden und Zusammenhalt zu sorgen.“
Niederreiter ergänzte: „Wir haben heute das gemacht, was uns Menschen ausmacht: miteinander geredet statt übereinander, zugehört und dazugelernt.“ Die zahlreichen Besucher:innen zeigten sich beeindruckt von der inhaltlichen Tiefe und der offenen Atmosphäre der Veranstaltung.
„Damit wurde deutlich, dass Tradition, Dialog und Haltung kein Widerspruch sind – sondern genau das, was Frieden braucht: Mut“, fasste eine Besucherin treffend zusammen. Der Kirchweihsonntag 2025 in Pfeffenhausen verband Tradition und Tiefgang, Glauben und Politik – und zeigte eindrucksvoll, dass Frieden nicht einfach gegeben ist, sondern eine Aufgabe, die jeden Tag neu beginnt.

