Die Geehrten im Kreise ihrer engsten Angehörigen zusammen mit Oberbürgermeister Alexander Putz. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (08.07.2024) Sichtlich gut gelaunt trat am vergangenen Donnerstag Oberbürgermeister Alexander Putz ans Rednerpult im Rathauspunksaal. Als Stadtoberhaupt hatte er die Ehre die Goldene Bürgermedaille an drei hoch verdiente Landshuter zu überreichen. Der Stadtrat beschloss einstimmig, dass in diesem Jahr diese hohe Anerkennung Gertrud Riederer-Eichacker, Alfons Bach und Wolfgang Eberl ausgezeichnet werden. In seinen einleitenden Worten fand sich ein eindrucksvolles Statement für die Demokratie wieder, das an einer Stelle durch spontanen Zwischenapplaus die hörbare Zustimmung des Auditoriums erntete.
Es gehört zur Tradition der Stadt Landshut beim Sommerempfang verdiente Bürger für ihr Engagement für die Stadtgesellschaft mit der Goldenen Bürgermedaille auszuzeichnen. Die Definition von Heimat als „gemeinsamer Verantwortungsraum in der Demokratie“, hob Oberbürgermeister Alexander Putz hervor. in den vergangenen Jahren entstand ein Klima der allgemeinen Unzufriedenheit, das nun den Nährboden bildet, auf dem Extremismus jeder Art gedeiht. Doch Freiheit, Gleichheit und Toleranz sind derzeit angreifbar. Doch Kommunen bilden die Herzkammer der Demokratie.
OB Alexander Putz: Demokratie muss stets gefestigt und gestärkt werden.
Alexander Putz fügte noch einen Aspekt der Demokratie hinzu: Heimat lebe „von einer aktiven Zivilgesellschaft, in welcher Menschen das eigene Lebensumfeld gestalten. Um das eigene Lebensumfeld zu gestalten braucht es Menschen, die Verantwortung übernehmen, die das Allgemeinwohl im Blick haben. Doch sind demokratische Errungenschaften immer mehr Gefahren ausgesetzt. Unwissenheit, Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit sind Gift für unsere Demokratie(n). Dagegen steht der Gestaltungswillen jeder und jedes einzelnen – und da schließe ich mich ein – wir alle sollten aktiv für das Wohl unserer Kommunen und damit für demokratische Abläufe eintreten. Wir müssen uns dabei unsere Demokratie nicht zurückholen, wir dürfen sie uns nur nicht wegnehmen lassen. Dieser aus Hubert Aiwangers angelehnten Satz aus seiner „Erdinger Rede“ brachte dem Oberbürgermeister spontanen Applaus der geladenen Gäste ein.
Das Schmuckkästchen im Landshuter Rathaus, der Prunksaal, bildete das würdevolle Ambiente für den Sommerempfang.
Viel wichtiger muss die Bereitschaft derer honoriert werden, die sich mit Verantwortung im Ehrenamt, in Vereinen und Verbänden, in Bürgerinitiativen und Gewerkschaften, in Kirchen und Glaubensgemeinschaften oder in politischen Parteien einbringen. Genau diese Wertschätzung wurde an diesem Abend Gertrud Riederer-Eichacker, Alfons Bach und Wolfgang Eberl zu teil.
„Heimat als Verantwortungsraum“: Laudatio Alfons Bach
Alfons Bach verbrachte nicht nur den größten Teil seines Lebens in der Münchnerau, sondern gestaltete seinen Stadtteil über Jahrzehnte hinweg mit. Seit 1979, also seit 45 Jahren, ist er Mitglied des Sportvereins SV Landshut-Münchnerau, seit 1990 Mitglied des Vorstandes, davon 18 Jahre 1. Vorsitzender des Vereins, von 2000 bis 2010 und noch einmal von 2012 bis 2020; und 1997 bis 2000 2. Vorsitzender. In seine Ägide im Vorstand fällt die Entwicklung zu einer Stadtteilsportanlage. 1997 wurden zwei Rasensportfelder an den Verein übergeben und gleichzeitig mit dem Bau des Vereinsheim begonnen, das mit etwa 5.400 Stunden Eigenleistung gebaut und 1999 eingeweiht wurde. 1998 konnten Leichtathletikanlagen, Bolzplatz, Basketballplatz und Hockeyfläche fertiggestellt werden.
Von 1997 bis 2004 war Alfons Bach auch aktives Mitglied der FFW Münchnerau davon vier Jahre als Vereinswirt.
Überreichung der Goldenen Bürgermedaille an Alfons Bach
Von 2006 bis 2014 und noch einmal 2016 bis 2020 war Alfons Bach Ortssprecher der Münchnerau. Er vertrat dabei die Interessen des 1972 eingemeindeten Stadtteils im Stadtrat und den Ausschüssen. In die Zeit seines Wirkens fielen weitreichende Veränderungen wie die Entwicklung des Gewerbegebiets oder die Planung des Neubaus der Staatlichen Realschule.
„Make Frauenberg a better Place“: Laudatio Wolfgang Eberl
In seinen jungen Jahren war Wolfgang Eberl Mitglied der Jungen Union Adlkofen deren zweiter Vorsitzender er über vier Jahre war. Seit 1985 ist er Vorstandsmitglied der Krieger- und Soldatenkameradschaft Wolfenstein. Darüber hinaus ist er Mitglied des Bürger- und Bauernvereins. 2018 feierte dieser Verein sein 150-jähriges Gründungsfest und Wolfgang Eberl war als Festleiter maßgeblich für die Organisation und Durchführung dieses Jubelfestes verantwortlich. Als Vorsitzender führte er den Verein mit über 200 Mitgliedern zu neuer Blüte.
Wolfgang Eberl ist seit 1986 Mitglied der FFW Landshut Löschzug Frauenberg, von 1998 bis 2016 war er Zugführer. Während dieser Zeit feierte der Löschzug im Jahr 2000 sein 125-jähriges Gründungsfest und das Gerätehaus wurde in den Jahren 2003 bis 2005 größtenteils in Eigenleistung renoviert und erweitert. Zudem hat der Löschzug Frauenberg hat zudem enge Kontakte zur Feuerwehr der Partnerstadt Schio.
Überreichung der Goldenen Bürgermedaille an Wolfgang Eberl
Aktiv ist er darüber hinaus auch beim jährlichen Dorffest, der Christbaumversteigerung und der Bewirtung der Wallfahrer.
Bei der Renovierung des alten Schulhauses, insbesondere beim Einbau der Küche, war er unermüdlich im Einsatz. Seit der Stabübergabe als Zugführer der Feuerwehr bewirtet er mit seiner Frau das Gemeindezentrums im alten Schulhaus.
Er ließ es sich nicht nehmen, der Feuerwehr als Festleiter für das 150-jährige Gründungsfest im Mai 2025 zur Verfügung zu stehen. Und schließlich koordiniert er federführend die Erstellung des beliebten „Frauenberger Kalender“, eines Terminkalenders der Ortsvereine.
„Für Lebensqualität bis zu Schluss“: Laudatio Gertrud Riederer-Eichacker
Gertrud Riederer-Eichacker. geprägt durch das ehrenamtliche Engagement Ihrer Eltern Anna und Georg Riederer, begann bereits im Teenageralter mit dem freiwilligen Sonntagsdienst im Krankenhaus. Diese Erfahrungen führten schließlich zur Entscheidung, Krankenschwester zu werden. Als Folge eines schweren Autounfalls erlebte sie eine Todesnaherfahrung, die sie bis heute prägt. Sie sah - wie oft auch von anderen beschrieben - ihr Leben als Film ablaufen und erblickte das helle Licht am Ende des Tunnels. Von da an sah sie ihre Aufgabe darin, Sterbenden beizustehen und die Angst vor dem Tod zu nehmen.
Nebenbei engagierte sie sich zehn Jahre ehrenamtlich beim „Landshuter Institut für psychosoziale Rehabilitation“ (jetzt: Landshuter Netzwerk), im Besucherdienst des Jodokstift und anschließend weitere 15 Jahre beim ökumenischen Besucherdienst. Beim Verein „Brücke e.V.“ (jetzt: Landshuter Netzwerk) war sie 25 Jahre lang gemeinsam mit ihrem Ehemann Reinhold als Telefonnotruf-Beraterin tätig. Als Mitglied des Förderkreises Klinikum Landshut betreute sie die Patientenbibliothek bis diese vor drei Jahren aufgelöst wurde.
Überreichung der Goldenen Bürgermedaille an Gertrud Riederer-Eichacker
Weiterhin fungierte sie 15 Jahre lang im Vorstand des Landshuter Kneipp Vereins und zehn Jahre im Vorstand des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CSU. Vier Jahre war sie als Jugendschöffin tätig.
Als 1991 der Orden der Barmherzigen Brüder in München das erste Hospiz mit Palliativversorgung des Freistaates eröffnete, bewarb sie sich dort um ein Praktikum. Dort kam sie dann zum ersten Mal auch mit Sterbenden in Berührung, die an AIDS erkrankt waren. Dies führte Jahre dazu, dass sie AIDS-Aufklärung in Landshuter Schulen durchführte. 1996 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Landshuter Hospizvereins, ebenso war sie bei der Gründung des Fördervereins für die Palliativmedizin im Krankenhaus Achdorf im Jahr 2005 beteiligt. 2010 folgte die Gründung des Hospizvereins Vilsbiburg, an der sie ebenfalls beteiligt war.
Sie brachte sich von Anfang an aktiv in die Hospizarbeit ein und arbeitete als Sterbebegleiterin auf der Palliativstation des Kreiskrankenhauses Achdorf. Dieses Engagement fand mit ihrer Krebserkrankung 2018 ein vorläufiges Ende; es dauerte lange, bis sie sich wieder von der schweren Erkrankung erholte. Anschließend pflegte sie ihren Ehemann bis zu seinem Tod im Dezember 2023.
In ihm hatte sie bei all ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten eine große Unterstützung. Beispielsweise musste er oft als ihr persönlicher Supervisor herhalten, denn die Erfahrungen, die sie als Sterbebegleiterin machte, war zwar sehr erfüllend, mitunter aber auch – vor allem wenn es auf dem Sterbebett noch ungelöste Konflikte aufzuarbeiten galt – emotional sehr erschöpfend.
Für die musikalische Umrahmung des Festaktes, an den sich der Sommerempfang in der Rathausgalerie anschloss, sorgten Peter Papritz, Leiter der städtischen Musikschule am Klavier und Matthieu Bordenave, Lehrer an unserer Musikschule, am Saxofon.