Auch das Grundstück mit dem Bolzplatz kann in einem Zug mit dem Ottonianum erworben werden. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (26.02.2025) „Repräsentatives, denkmalgeschütztes Anwesen in 5.000 m² großer Alleinlage mit unverbaubarem Ausblick und hohem Entwicklungspotential an solventen Investor höchst bietend zu verkaufen“, könnte in der nächsten Zeit ein Immobilienangebot der Stadt Landshut lauten. Das Ottonianum, in dem sich bis zum 19. Dezember des vergangenen Jahres die Jugendherberge befand, soll veräußert werden. 3,5 Millionen €uro stehen als Preis im Raum, die der „ausgebrannten“ Stadtkasse zufließen sollen.
Das Ottonianum blickt auf eine abwechslungsreiche Vergangenheit zurück. Im 15. Jahrhundert wurde dort eine Gießhütte für Kanonen, Hackenbüchsen und Kirchenglocken betrieben. Ab 1601 war das Schloss in Privatbesitz und diente als Wohnhaus. Am 22. Juli 1634 brannten im Dreißigjährigen Krieg schwedische Truppen das Schlösschen nieder. Ab 1802 diente es wieder aufgebaut als Ausflugscafé. 1808 war die Brauerei-Familie Bals Besitzer des Gebäudes und entwickelte sich als „Gaststätte am Berg“ zu einer beliebten Vergnügungsstätte. 1839 wurde das Gebäude von Johann Baptist Bernlochner zu einem Sommerkeller umgebaut und diente als Bierkeller für den Ausschank während des Sommers. Nach dem Namen der Brauer-Familie wurde es Balsschlösschen oder Balskeller genannt.
Wie ein Investor das Ottonianum nutzt, steht völlig offen.
Im Jahr 1882 ließ die Stadt Landshut das Haus zu einem Internat für die königliche Realschule umbauen und 1900 durch den Einbau eines Schlafsaales zur Hofseite verbreitern. Ab 1920 trug es den Namen Erziehungsinstitut Ottonianum. Der Name „Ottonianuim leitet sich vom bayerischen Wittelsbacher Herzog Otto I. ab.
1937 wurde das Internat aufgelöst und beherbergte bis 1945 die Kreisleitung der NSDAP. Nach dem Krieg diente das Gebäude als Flüchtlingslager und Behelfsschulgebäude. Danach war es ein Militärlazarett und Hilfskrankenhaus. Seit 1968 war in dem Gebäude die Jugendherberge der Stadt untergebracht. In den besten Jahren wurden über 14.000 Übernachtungen pro Jahr gebucht und Landshut war ein beliebter Anlaufpunkt für Jugendliche.
Doch der Zahn der Zeit nagte am Ottonianum, immer höher wurde der Sanierungsstau, der heute auf sieben bis zehn Millionen €uro beziffert wird. Der Stadt fehlen dazu die Eigenmittel. Schon der ehemalige Kämmerer der Stadt Landshut, Ruppert Aigner, schlug gebetsmühlenartig vor, den Betrieb der Jugendherberge einzustellen und das Gebäude zu Gunsten der Stadtkasse zu verkaufen.
Das Ottonianum stellt ein stattliches Gebäude mit hohem Sanierungsaufwand dar.
Die Nutzung als Jugendherberge ging am 19. Dezember 2024 zu Ende, nachdem die Suche nach einem Investor ergebnislos blieb. Am vergangenen Freitag wurde im Stadtratsplenum die Frage diskutiert, was aus der städtischen Immobilie werden soll. Die Zeichen dazu wurden bereits in der Sitzungsvorlage auf „Verkauf“ gestellt.
Bevor es zu einem Verkauf des Ottonianums kommt, will das Baureferat eine sogenannte Bauleitplanung erstellen. So werden die bauliche Nutzung, Bauweise, überbaubare Grundstücksflächen, öffentliche und private Grünflächen sowie Verkehrsflächen definiert. Im Jahr 2027 soll dann die Ausschreibung zum Verkauf gegen Höchstgebot erfolgen.
Es ist nicht vorstellbar, dass Landshut keine Jugendherberge mehr hat, kritisierte Stadtrat Stefan Gruber (Grüne) und Christoph Rabl (Grüne) fügte an: „Wir müssen uns grundlegend überlegen, wie eine künftige Nutzung aussehen könnte.“ Oberbürgermeister Alexander Putz fügte an, dass ein großer Aufwand betrieben wurde, einen Investor zu finden. Das hat sich die Stadt rund 200.000 €uro kosten lassen. Jetzt geht es darum, dass wir uns von dem Gebäude trennen müssen, „da müssen wir Farbe bekennen“.
Wer das Gebäude erwirbt, muss Auflagen des Denkmalschutz und der Stadt Landshut einhalten.
Für die SPD positionierte sich Anja König eindeutig: „Wir bekennen uns zur Jugendherberge im Ottonianum und sind gegen den Verkauf dieser prädestinierten Immobilie.“ Gruber fügte für die Grünen an: „Wir wollen uns heute nicht festlegen einen Kaufinvestor zu finden“ und nannte einen möglichen Preis von 3,5 Millionen €uro.
„Wir haben alles ausgeschöpft, was wir machen können“, so Prof. Dr. Thomas Küffner (CSU) und wies darauf hin, dass jeder Käufer verpflichtet ist, das Denkmal zu erhalten. Das legen wir mit der Bauleitplanung fest. Robert Mader (Freie Wähler) stellte rückblickend fest, dass sich das Ottonianum selbst getragen hat, bis die Zivildienstleistenden weg fielen. Jetzt ist der Reparaturaufwand für die Stadt nicht mehr zu tragen und wir müssen im städtischen Finanzplan Löcher stopfen.
Finanzreferent Alois Wagensonner räumte ein: „Der Verkauf fällt uns nicht leicht und 'verscherbeln' dürfen wir es nicht. Es gibt Bodenrichtwerte, die einen Mindestpreis festlegen.
Wie Anja König, sprach sich ihr Parteikollege Gerd Steinberger ebenfalls gegen einen Verkauf aus. „Jetzt wo die Immobilienpreise im Keller sind, ist ein Verkauf Irrsinn“´und legte nach: „Eigentum verpflichtet. Die Stadt hat das Haus herunter kommen lassen.“ „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und können kein Geld in die Jugendherberge stecken“, resümierte Kirstin Sauter (FDP). Insgesamt ist es für sie besser die Immobilie zu verkaufen, anstatt dass gar nichts passiert.
Die Abstimmung verlief eindeutig. Dem Beschluss „Mit der Veräußerung der ehemaligen Jugendherberge samt den danebenliegenden unbebauten Grundstücken besteht dem Grunde nach Einverständnis“ stimmten 27 Stadträte zu, 14 votierten mit Nein.