Martha Müller nimmt in einem Leserbrief Stellung zum Erörterungstermin am Mittwoch, 11. Februar, im Landshuter Rathaus. Dabei ging es um die Erweiterung des Landshuter Vion-Schlachthofes. In ihrem Leserbrief stellt Martha Müller die Frage, wem die zuständigen Behörden mehr Gewicht schenken: Den Menschen vor Ort oder den Interessen eines einzelnen Schlachthofbetreibers.
Am Mittwoch, 11. Februar, fand im Plenarsaal des Landshuter Rathauses der Erörterungstermin im Genehmigungsverfahren der geplanten Schlachthoferweiterung der VION SBL Landshut GmbH statt. Insgesamt sind mehr als 200 Einwendungen mit kritischen Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern beim Amt für öffentliche Ordnung und Umwelt zu diesem Vorhaben eingegangen. Der Widerstand vor Ort ist demnach groß. Nun müssen die zuständigen Behörden der Stadt Landshut entscheiden, ob es den berechtigten Interessen der Menschen vor Ort höheres Gewicht beimisst als dem Interesse eines einzelnen Schlachthofbetreibers.
Der Schlachthof Landshut soll im Zuge einer Konzernumstrukturierung weiter ausgebaut werden und die Schlachtkapazität von bisher 12.000 Schweinen pro Woche auf ca. 21.000 pro Woche nahezu verdoppelt werden. Der Zusammenhang mit der industriellen Schweinemast im Landkreis Landshut liegt auf der Hand. Laut Agrarbericht des Bayerischen Landwirtschaftsamtes 2012 gibt es im Landkreis bereits 371.500 Schweine. Im Jahr 2014 hat das Landratsamt Landshut sechs neue Schweinemast bzw. -zuchtbetriebe genehmigt.
Vor dem Hintergrund des geplanten Ausbaus des Vion-Schlachthofs hat sich daher auch vor kurzem das „Schutzbündnis Tier und Umwelt Landshut" gegründet, das die Ausweitung der industriellen Tierhaltung und deren Folgen für die Region nicht länger hinnehmen möchte.
Nachdem in den letzten Wochen die Bürger_innen die Möglichkeit hatten Einwendungen zu verfassen, sollten am Erörterungstermin die städtischen Behörden ihre Stellungnahmen dazu abgeben. In einer fünfstündigen Verhandlung wurde ausführlich auf die angebrachten Kritikpunkte eingegangen, offensichtlich mit der Absicht die Einwender_innen zu beschwichtigen.
„Es wurde sehr deutlich, dass die Stadt dem Schlachthofbetreiber keine Steine in den Weg legen will", so eine der Anwesenden.
Besonders zum Ende hin wurde deutlich worum es hier wirklich geht. Herr Pfeffer, der Betreiber des Landshuter Schlachthofs verwandelte den Erörterungstermin in eine Werbeveranstaltung für Vion, unterstützt vom lokalen Bauernverband. Die inflationäre Bezeichnung der zu tötenden Schweine als Ware und Material offenbarten aber deutlich die wahren Interessen der Vion-Gruppe: Ausbeutung von Mensch und Tier für den Profit. Alle angeblichen tierschützerischen Bemühungen der Betreiber wirken so wie der reinste Hohn. Auch Herrn Pfeffer die letzten Ausführungen zu überlassen, stehen wohl mehr als nur symbolisch für das gesamte Verfahren.
Bereits vor dem Erörterungstermin hatten die beiden Aktionsbündnisse MASTANLAGEN WIDERSTAND und das „Schutzbündnis Tier und Umwelt" in Landshut einen Gutachter, Herrn Knut Haverkamp, eingeschaltet. Dieser hat das von VION vorgelegte Immissionsschutzgutachten der Müller BBM GmbH überprüft.
Im Gutachten wurden die Geruchstundenhäufigkeiten nicht gemäß der VDI-Richtlinie 3783/13 berechnet, so Haverkamp. Die Ergebnisse fallen dadurch deutlich niedriger aus. Angesichts der Tatsache, dass die schon stark unterschätzende Berechnung 6-7% Geruchsstundenhäufigkeit prognostiziert, ist davon auszugehen, dass der Betrieb tatsächlich weit mehr als 7% verursachen wird. Die Geruchs-Immissionsrichtlinie (GIRL) enthält jedoch in Kapitel 2 eine Kontingentierungsklausel, die besagt, dass kein Betrieb mehr als 6 % Geruchsstundenhäufigkeit verursachen soll. Genaueres kann nur eine entsprechend korrigierte Ausbreitungsberechnung ermitteln.
Bauvorhaben dieser Art werden zu Recht auch aus ethischen Gründen kritisiert: Tiere sind in diesem Verwertungssystem keine fühlenden Individuen mehr. Sie werden degradiert zu Waren, Ressourcen, Produkten. Schlacht- und Tierfabriken bedeuten stets Ausbeutung und Unterdrückung von unzähligen Tieren. Sie werden aus Profitinteresse des jeweiligen Bauherren und des abnehmenden Konzerns für den menschlichen Fleischkonsum gemästet und getötet.
Die 200 eingereichten Einwendungen zeigen deutlich, dass es Widerstand in der Bevölkerung gibt und ein Bewusstsein dafür, dass Tierausbeutung nicht hingenommen werden darf.
Das Aktionsbündnis MASTANLAGEN WIDERSTAND ruft daher alle Einwender_innen und Bürger_innen dazu auf, gegen dieses und andere Bauvorhaben und damit gegen die Ausbeutung von Tieren und Umwelt aktiv zu werden.
Das Aktionsbündnis gegen Wiesenhof MASTANLAGEN WIDERSTAND stellt einen Zusammenschluss aus verschiedenen Gruppen, Einzelpersonen und Aktivist_Innen dar. Konkret will das Bündnis Hühnermastanlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschliche Unterdrückung vorgehen.